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Strohgäu-Sinfonieorchester in Island: Fledermaus nimmt Kurs auf den Polarkreis

Artikel Ludwigsburger Kreiszeitung LKZ 24.08.2023
Presseartikel LKZ vom 24.08.2023.
Mit einer eigenen Fassung der Operette „Die Fledermaus“ hat das Strohgäu-Sinfonieorchester bei den Frühjahrskonzerten in Schwieberdingen und Hemmingen begeistert. Bei einer Konzertreise nach Island wurde der runderneuerte Klassiker von Johann Strauss gemeinsam mit dem einzigen Amateurorchester des Inselstaats aufgeführt. Was haben die Musiker dort erlebt?

Schwieberdingen/Reykjavík. Nicht aus Rücksicht auf etwaige Befindlichkeiten oder Verstimmungen des sensiblen Streichinstruments, sondern aus Sicherheitsgründen hatten die Celli des Strohgäu-Sinfonieorchesters (SSO) einen Fensterplatz in der Maschine zugeteilt bekommen. Violinen, Bratschen und Holzbläser reisten im Handgepäck von Frankfurt nach Reykjavík, nur zwei der als Sperrgepäck aufgegebenen Posaunen seien leider beschädigt auf Island angekommen, so Claudius Burg, Hornist und 2. Vorsitzender des SSO.

Nach der Landung auf dem Flughafen Kevlavik habe die Crew das „Liebhaber-Sinfonieorchester“ über die Bordlautsprecher verabschiedet und ihrer Mission viel Erfolg gewünscht, ergänzt Franziska Preissing, Flötistin und Social-Media-Beauftrage des SSO: Eine 50-köpfige Reisegruppe ist auch auf einem solchen Linienflug keine Alltäglichkeit – zumal, wenn es sich um ein Amateur-Sinfonieorchester handelt, das im Begriff ist, mit einer eigenen Fassung der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauss am Rand des Polarkreises zu gastieren.

Tosender Applaus auch in Island

Herzlich empfangen wurden die Musikbotschafter aus dem Strohgäu von Páll Einarsson, dem Orchestervorstand des Sinfóníuhljómsveit Áhugamanna. Die 1990 gegründete Formation, deren isländischer Name sich ziemlich exakt mit „Amateur-Sinfonieorchester“ übersetzen lässt, ist auch das einzige Ensemble dieser Art auf Island – die Einwohnerzahl des nordeuropäischen Inselstaats entspricht ungefähr der von Bochum.

Den Kontakt nach Reykjavík hatte die isländische Sopranistin Steinunn Sigurdardottir eingefädelt, die von SSO-Dirigent Jasper Lecon in seiner mit der Dramaturgin Rosalie Suys erarbeiteten, mit neuen Sprechtexten in die Gegenwart geholten Strichfassung als Rosalinde von Eisenstein besetzt wurde und in Suys’ flotter, halbszenischer Inszenierung zur Ich-Erzählerin der turbulenten Geschichte mutiert.

Deutsch-isländisch gemischtes Orchester

Und wie bei der gefeierten Premiere in Schwieberdingen und in Hemmingen konnten auch im hohen Norden, nicht zuletzt durch die großzügige Unterstützung des Goethe-Instituts, ihr Gatte Gabriel (Jean Philipp Chey), dessen Freund Dr. Falke (Ruicheng Yin), Prinz Orlofsky (Helena Donie) und Alfred (Ferdinand Dehner) mit von der Partie sein.

Während der örtliche Dirigent Oliver Kentish mit den Isländern die Ouvertüre einstudiert hatte, leitete Lecon die Aufführung der eigentlichen Operette mit dem deutsch-isländisch gemischten Orchester. Ihre Sprechtexte performte Sigurdardottir in Landessprache, englische Übertitel erleichterten dem Publikum, der turbulenten Handlung zu folgen – tosender Applaus und stehende Ovationen seien auch in der Langholtskirkja und der Reykholtskirkja, den beiden Spielstätten des Islandgastspiels, der Lohn für eine spritzig inszenierte, spielfreudig musizierte Aufführung gewesen, sagt Marion Moll, die 1.Vorsitzende des SSO, während die Erinnerung an die Konzertreise ein Extra-Leuchten in den Augen der Stimmführerin der Bratschen anknipst.

Rundreise zum „Golden Circle“

Selbstverständlich blieb den Konzertreisenden aus dem Strohgäu auch Zeit für einige touristische Sehenswürdigkeiten des Landes, inklusive einer Rundreise zum „Golden Circle“, den drei landschaftlich atemberaubendsten Attraktionen Islands, darunter der tosende Wasserfall Gullfoss und der berühmte Geysir Strokkur. Dass Orchestervorstand Páll Einarsson einer der führenden Wissenschaftler für Plattentektonik ist, erfuhren die Musikerinnen und Musiker bei einem Ausflug nach Reykjanesskagi, dem Ort der jüngsten Vulkantätigkeit auf Island. Auch ein Besuch im spektakulären Naturwunder-Museum Perlan stand auf dem Programm, bevor „Die Fledermaus“ sich auf den Rückflug machte. Und in der Organisations-App des SSO trifft sich nun auch eine Gruppe für isländische Strickmuster.

von 

>> Link zum Artikel in der Ludwigsburger Kreiszeitung (LKZ)

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