2005
Da auch im Jahr 2005 wieder einige Zusatzprogramme die Mitglieder des Orchesters stark belasteten, erforderte es viel planerisches Geschick unseres Dirigenten alles unter einen Hut zu bringen: Termine, Proben, Programme. Den Auftakt machte am 19. März ein Jubiläumskonzert des Männerchores Horrheim, der damit seinen Leiter Tyll Rohland für sein 20jähriges Dirigat ehren wollte.
Das umfangreiche Programm beinhaltete eine Kantate von Arcangelo Corelli, eine Messe in G-Dur und den ‚Gesang der Geister über den Wassern‘ von Franz Schubert und die ‚Kantatenprobe‘ aus ‚Zar und Zimmermann‘ von Albert Lortzing unter Mitwirkung des Baritons Rafael Krol. Letzteres wurde dann auch bei den Serenadenkonzerten am 4. und 5. Juni in Schwieberdingen und Hemmingen aufgeführt und zusätzlich einige Chorstücke aus Webers ‚Freischütz‘ und der ‚Matrosenchor‘ von Richard Wagner. Eine besondere Herausforderung für das Orchester war der 1. Satz des 5sätzigen Oratoriums ‚Stabat Mater‘ des irischen Komponisten Charles V. Stanford.
Auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz und so traf man sich nach dem letzten Auftritt der Konzertreihe in froher Runde; denn musizieren macht durstig – besonders die Bläser.
Jetzt nach den Serenadenkonzerten begannen die intensiven Proben für das komplette Werk von Stanford, das am 02. Juli in Coventry im ‚Concert of Reconciliation‘ aus Anlass 60-Jahre-Kriegsende aufgeführt wurde. Das Strohgäu Sinfonieorchester reiste vom 30. Juni bis 04. Juli auf Einladung des Philharmonic Choir nach Coventry, wo auch der befreundete Chorale Arioso de Caen eintraf. Nach nur 2 gemeinsamen Proben mit dem ca. 130 Sänger umfassenden englisch-französischen Chor wurde das Oratorium mit Orgelbegleitung und vier hervorragenden Solisten (Mary Plazas, Sopran; Alison Duiguid, Alt; Brendan McBride, Tenor; Paul Parfitt, Bass) unter dem Dirigat von Steven Russell in der schönen Methodist Central Hall von Coventry aufgeführt.
Steven Russell dirigierte auch das ‚Te Deum in G‘ von Ralph Vaughan Williams, während Manfred Nonnenmann den 1. Satz aus der 2. Sinfonie von Alexander Borodin und den Psalm 115 von Mendelssohn-Bartholdy leitete. Mit Bedacht war das letztere Stück ausgewählt worden, heißt es doch im Psalm: „Die Toten werden Dich nicht loben, Herr; aber wir, die wir leben heut, loben Dich...“. Angesichts der im Bombenhagel zerstörten Stadt Coventry waren wir uns bewußt, dass es besser heissen müßte: „...aber wir, die wir überlebt haben, loben Dich...“. Nicole Le Cacheux, Leiterin des Chorale Arioso stimmte mit dem Chor drei wunderbare a capella Lieder an, sodass alle drei Dirigenten für ihre Länder England, Deutschland, Frankreich und ihre Ensembles auftraten.
Dem Orchester wurde die Ehre eines Empfangs beim Deputy Lord Mayor im Rathaus von Coventry mit einer Besichtigung des historischen Hauses und der neuen Kathedrale zuteil. Ansonsten gab es wenig Freizeit wegen der intensiven Probenarbeit, nur am letzten Tag konnte ein Ausflug nach Stratford upon Avon und zur Burgruine Kenilworth unternommen werden.
Am 18. September beteiligte sich das Orchester am Schwieberdinger ‚Fleckenfest‘ mit einem kleinen Konzert mit beschwingten Walzer- und Polkamelodien von Johann und Joseph Strauß und Julius Fucik. Zum ersten Mal nach 25 Jahren konnte Manfred Nonnenmann wegen einer privaten Verpflichtung nicht selber dirigieren. Er wurde aber würdig von Albert Polle vertreten, der große Erfahrung im Dirigieren mitbringt.
In den letzten Jahren war in Schwieberdingen ein neues Baugebiet erschlossen worden und rund tausend Menschen waren zugezogen. Für sie arrangierte die Gemeinde einen Neubürgertag mit wissenswerten Informationen. Auch das SSO hatte einen Infostand und das Trio Henke/Roßberg/Nonnenmann hielt Standwache. Schon bei früheren Anlässen, z.B. Kirbe, Schwieberdinger Tage, Fleckenfest, hatte der Orchestervorstand derartige Gelegenheiten wahrgenommen, um das Orchester der Öffentlichkeit zu präsentieren und nach Möglichkeit neue Spieler zu gewinnen. In einer kleinen Gemeinde mit nur rund zehntausend Menschen ist dies sehr schwer; und so nimmt es nicht wunder, dass sich unsere Mitspieler aus 19 (!) verschiedenen Gemeinden rekrutieren. Das Strohgäu-Sinfonieorchester-Schwieberdingen ist damit in der Tat ein überregionales Orchester.
Die drei Novemberkonzerte des Jahres 2005 brachten ein Wiedersehen mit dem Cellisten Reiner Ginzel, der seit etlichen Jahren an der Hochschule für Musik und Theater in München als Professor für Violoncello und Kammermusik tätig ist. Er spielte das Cellokonzert Nr.1, a-Moll von Camille Saint-Saëns bravourös und erntete großen Beifall. Im zweiten Teil der Konzerte wurde ein interessantes Werk von Miklós Rózsa aufgeführt, Tema con variazioni für Violine, Violoncello und Orchester. Reiner Ginzel trat hierbei zusammen mit seiner Tochter Claudia-Christin, die den Geigensolopart spielte, auf.
Ein weiterer Höhepunkt war die Uraufführung einer Komposition ‚Thème capricieuse‘ unseres Kontrabassisten Klaus Schuler.
Den Abschluß des Konzertjahres 2005 bildete - wie jedes Jahr - eine gemütliche Weihnachtsfeier im Probensaal, bei der die DVD-Konzertmitschnitte den Spielern und dem Dirigenten Gelegenheit gaben, sich selber auch einmal in Aktion zu sehen.
Jubiläumskonzert am 19. März 2005 in Horrheim
Serenadenkonzert am 4. Juni 2005 in Schwieberdingen
Musizieren macht durstig...
Concert of Reconciliation' am 2. Juli 2005 in Coventry, England
Ausflug zur Burgruine Kenilworth, England
Die Solisten Claudia-Christin und Reiner Ginzel
Klaus Schuler