1970-1979
Diese wechselseitige Unterstützung mit dem Rotwegorchester war außerordentlich wichtig für das erste große Jubiläumskonzert des Orchesters, das am 12. Dezember 1970 stattfand. Erich Behrendt erfüllte sich einen lange gehegten Wunsch und brachte Beethovens 8. Sinfonie zur Aufführung, für die selbstverständlich eine volle Streicherbesetzung und ein kompletter Bläsersatz notwendig waren. Der große Aufwand und die viele Mühe lohnten sich aber in doppelter Weise, weil nicht nur das Streichorchester sein 20-jähriges Bestehen feiern konnte, sondern mit diesem Konzert gleichzeitig die soeben fertiggestellte Turn- und Festhalle in Schwieberdingen eingeweiht wurde.
Das Orchester war nun tatsächlich zu einer das Kulturleben der Gemeinde Schwieberdingen bereichernden und aus ihm auch nicht mehr wegzudenkenden Institution gereift, die im weiten Umkreis ihresgleichen sucht. Der Schwieberdinger Ortschronist und langjährige Bassist im Streichorchester, Dr. Willi Müller, nannte es einen „Einmannbetrieb, der von persönlichem Engagement, Energie, Geduld und vom gesunden Ehrgeiz Erich Behrendts lebt, der es jedoch immer wieder versteht, bei Problemen und Schwierigkeiten aus dem Orchester geeignete Berater an seine Seite zu holen.“
Von nun an fand alljährlich im November am Samstag vor dem Totensonntag ein Sinfoniekonzert in der Festhalle statt,“das zu einem kulturellen und gesellschaftlichen Höhepunkt im Leben der Gemeinde wurde“ (Dr. Müller). Nach wie vor wurden aber auch andere Feierlichkeiten in der Gemeinde, Jubiläen von Banken, Vereinen, Kirche und Schule oder die Einweihung neuer Gebäude durch das Orchester musikalisch umrahmt. Gelegentlich kam man auch Anfragen aus anderen Orten nach, und 1974 fuhr man gar nach Ulm, um im Schloss Erbach einen Festakt der Heimatvertriebenen mitzugestalten.
Dem Orchester waren inzwischen auch Leute beigetreten, die rein organisatorische Aufgaben übernahmen, so Herr Jürgen Köppen als Kassier und nach dessen allzu frühem Tod Herr Karl-Heinz Utz, der zugleich auch die einzelnen Stücke bei den Konzerten kommentierte. Das Aufgabenfeld erweiterte sich proportional zum Anwachsen des Orchesters und seiner zunehmenden Aktivitäten: Eintrittskarten mussten gedruckt und verkauft, Anzeigen und Berichte geschrieben, die Festhalle für die Konzerte bestuhlt und geschmückt werden, im Anschluss an die Konzerte für eine Stärkung der Mitspieler und geladener Gäste und für einen fröhlichen Ausklang gesorgt werden. Mit den Finanzen stand es nicht immer zum besten, die Einnahmen deckten oft nicht die Ausgaben, so dass die Orchestermitglieder meist noch aus eigener Tasche beisteuerten.
Zum Jahreskonzert 1971 fand das Orchester in Dr. Manfred Nonnenmann endlich einen am Ort wohnenden, beständigen und überzeugenden Konzertmeister, der fortan Erich Behrendt in der Auswahl und Interpretation der Stücke beratend zur Seite stand und dem Orchester einen neuen musikalischen Schwung verlieh.
Am 22. November 1975 konnten das Orchester und sein Dirigent Erich Behrendt bereits das 25-jährige Bestehen feiern und mit besonderem Stolz 5 Jahre später am 22. November 1980 ein Festkonzert anlässlich der 30-Jahr-Feier geben. Dazu wurde mit großem Aufwand erstmalig auch eine Harfenistin engagiert. Dirigent und Konzertmeister teilten sich die Unkosten, die ihnen dieser Leckerbissen verursacht hatte.
In all diesen Jahren wurde das jährliche Konzert nur ein einziges Mal wegen Krankheit des Dirigenten verschoben. Das für den 19. November 1977 geplante Konzert musste auf den 25. Februar 1978 verlegt werden. Die Bekanntmachung zu diesem Konzert erschien in einer besonders schönen Aufmachung im Schwieberdinger Wochenblatt.