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LKZ-Artikel vom 18.11.23 - Dirigent Jasper Lecon: Eine Erkundung der Neuen Welt

Dirigent Jasper Lecon. Foto: privat Eine

Eine musikalische Reise nach Amerika bietet das Strohgäu-Sinfonieorchester in den nächsten Tagen an: Dvorák und Bernstein stehen auf dem Programm der Herbstkonzerte. Erstmals gestaltet Dirigent Jasper Lecon die AuGritte in Schwieberdingen, Möglingen und Hemmingen als Gesprächskonzert – und erstmals ist auch der Eintritt kostenfrei.

Schwieberdingen. Die Reiselust des Strohgäu-Sinfonieorchesters (SSO) nimmt kein Ende. Nachdem das „Liebhaberorchester“, so die Selbstbeschreibung des 1950 als Salonorchester gegründeten Ensembles, mit einer halbszenischen Aufführung der Operette „Die Fledermaus“ nicht nur seine traditionellen Frühjahrskonzerte bestritten, sondern mit der eigenes fürs SSO erstellten, enorm spritzigen Fassung des Johann-Strauss-Klassikers auch eine Orchesterreise nach Island unternommen hat, steht nun eine Atlantiküberquerung an. Diesmal freilich wieder im übertragenen Sinn einer „musikalischen Reise“: „Die Entdeckung der ‚Neuen Welt‘“ hat Jasper Lecon das Programm der Herbstkonzerte überschrieben, die an diesem Wochenende in Schwieberdingen (18. November) und Möglingen (19. November), am kommenden in Hemmingen (26. November) stattfinden.

Antonín Dvoráks 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ wurde vom dreijährigen Amerika-Aufenthalt des tschechischen Komponisten inspiriert. „Ein Werk, das nahezu jeder kennt, aber nicht unbedingt in seiner ganzen Reichhaltigkeit komplett erfasst hat“, meint SSO-Dirigent Jasper Lecon. Daraus habe sich die Idee eines moderierten Gesprächskonzerts ergeben. Deshalb werde es im ersten Teil nach einer kurzen Einführung zur Entstehung und dem Kontext der Sinfonie vor allem darum gehen, einen konkreten Zugang zu vermitteln. „Ich versuche, das nicht als musikwissenschaelichen Vortrag zu gestalten, bei dem man irgendeine Analyse vorgesetzt bekommt, sondern das sehr greifbar anhand der Musik zu entwickeln: Was sind die Themen? Woher kommen die? Ist das wirklich amerikanische Musik, was davon ist amerikanisch geprägt? Was hat sich Dvorák dabei gedacht? Und warum taucht in einer Sinfonie aus der Neuen Welt auf einmal böhmische Musik auf?“ Diesen und anderen Fragen werde er mit dem Sequenzen und Motive spielenden Drei-Generationen-Orchester nachgehen. Mit solcherart geschärften Ohren wird nach der Pause dann die e-Moll-Sinfonie in Gänze erklingen.

Ein kleines Experiment
Eröffnet wird die transatlantische Erkundungsreise mit Ausschnitten aus Leonard Bernsteins „West Side Story“. Auch hier finde sich eine musikalische Darstellung der Neuen Welt, so Lecon: „Mit Dvoráks Zeit in Amerika beginnt die amerikanische Musik, wie man sie in der Neuzeit kennt, Bernstein ist ein direkter musikalischer Nachfahre davon.“ Bereits vor der Sommerpause habe man das Programm in Angriff genommen, auf den wöchentlichen Proben seit September sich ein bemerkenswertes Zusammenspiel auch deshalb entwickelt, weil man sich analog zum geplanten öffentlichen Gesprächsteil zunächst die Sinfonie gemeinsam erschlossen habe, wodurch die musikalischen Linien allen auch über das eigene Notenblatt hinaus bewusst sind, „jeder so seinen kleinen Fahrplan hat“, wie Lecon sagt.

Ein weiteres Novum betrik den Eintritt, der bei allen drei Konzerten frei ist. „Wir hoffen, dadurch auch die Hemmschwelle des Konzertbesuchs zu senken für Leute, die vielleicht sogar interessiert sind, aber sich bisher unsicher waren.“ Ob das Defizit durch freiwillige Spenden nach dem Konzert auskömmlich kompensiert wird, müsse sich zeigen: „Es ist ein kleines Experiment – das werden wir sehen.“ Als Amateurorchester sich und seine Musik für alle öffnen zu können, sei jedenfalls ein schöner Gedanke.

Info:
Die Herbstkonzerte finden heute um 19Uhr in der Turn- und Festhalle Schwieberdingen, am Sonntag, 19. November, um 17 Uhr im Bürgerhaus Möglingen, und am Sonntag, 26. November, um 17 Uhr in der Gemeinschaftshalle Hemmingen statt.