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Konzertkritik Hemmingen Aktuell vom 29.11.2013

Konzertkritik Hemmingen aktuell vom 29. November 2013Unbeschwertes Musizieren in sinfonischer Pracht.

Strohgäu-Sinfonieorchester erhielt freudigen Applaus in der Gemeinschaftshalle

Die Reihe seiner Herbstkonzerte beendete das Strohgäu-Sinfonieorchester am Sonntagnachmittag in der Gemeinschaftshalle in Hemmingen. Wie jedes Mal fand hier das qualitätsreiche Programm dieses Klangkörpers, dem vor allem Freizeitmusikerinnen und -musiker angehören, besonders großes Interesse, denn nur wenige Plätze blieben unbesetzt. Vorausgegangen waren Aufführungen der Werke von Franz Schubert, Peter IIjitsch Tschaikowsky und Joseph Haydn in Schwieberdingen und Möglingen.

 

Mit der Ouvertüre "Die Zauberharfe" von Franz Schubert eröffnete das in allen Registern gut besetzte Strohgäu-Sinfonieorchester unter der Leitung von Helmuth Reichel Silva das Programm. Das Orchester musizierte diese sehr bekannte und beliebte Komposition klangschön auf heiter beschwingte. Weise in bewegtem Tempo. Dabei zeigte sich bereits hier, wie erst recht bei der Aufführung der Haydn-Sinfonie Nummer 86, dass Helmuth Reichel Silva den opulenten, vitalen Klang liebt, den er seinen Musikerinnen und Musikern auch eindrucksvoll zu entlocken vermochte.

Wie gewohnt trat auch bei diesem Konzert eine junge, hoch talentierte Musikerin als Solistin auf. Auf dem Violoncello in-terpretierte Verena Laxgang überaus kunstvoll und virtuos die Rokoko-Variationen, Opus 33, von Peter IIjitsch Tschaikowsky. Sie studierte das Fach "Violoncello" bereits seit ihrem 16. Lebensjahr, unter anderem in Salzburg, Stuttgart und Graz und trat bereits mit großen Sinfonieorchestern in Deutschland und Österreich auf. Das 1876 und 1877 entstandene Werk des bedeutenden russischen Komponisten wirkte leicht, elegant und verspielt, verlangte jedoch von der Solistin ein sehr hohes Maß an Virtuosität und perfekter Spieltechnik. Verena Laxgang bestach vom ersten Takt an mit souveränem, häufig auch resolut geführtem Bogenstrich und vermochte auf diese Weise ihr Violoncello mal tief wie einen Kontrabass brummen, doch genau so wie eine Violine in hellsten Tönen förmlich singen Nummer 48 zu lassen. Die kompositorischen Raffinessen und unterschiedlichen Stimmungen der Tschaikowsky-Komposition meisterte die junge Solistin mit Bravour, wozu ihr die sinfonisch dichte Begleitung durch das Strohgäu-Sinfonieorchester einen voluminösen Klangteppich ausbreitete. Für den stürmischen Applaus der Hemminger Konzertbesucher bedankte sich Verena Laxgang mit einem kurzen Auszug aus einer Sonate für Vio-loncello solo von Johann Sebastian Bach.

Im Jahr 1786 hielt sich Joseph Haydn in Paris auf und komponierte dort sechs Sinfonien, die als "Pariser Sinfonien" bezeichnet werden. Die 86. von insgesamt 104 Kompositionen dieser Art aus der Feder Haydns führte das Strohgäu-Sinfonieorchester unter der Leitung von Helmuth Reichel Silva mit beglückender Unbeschwertheit und in überwiegend recht forschen Tempi auf. Der Dirigent wies vor Beginn der Darbietung die Konzertbesucher auf einige Besonderheiten in dieser Sinfonie hin, mit denen nicht zuletzt der verschmitzte Humor ihres Schöpfers, wie er diesen in viele seiner Werke einfließen ließ, dokumentiert wird. Spritzig und voller Esprit gestaltete das Orchester den mit einigen kompositorischen Überraschungen ausgestatteten ersten Satz. In sanft schreitendem Tempo erklang das etwas meditativ wirkende Largo des zweiten Satzes, während das anschließende Menuett mit einem gemütlich wirkenden Ländlerthema deutlich vom Rhythmus des Dreiviertel-Taktes geprägt war. Bei drängendem Tempo verdichtet das Strohgäu-Sinfonieorchester im Finalsatz die sinfonische Fülle seiner in hellen, freudigen Klangfarben ausgeführten Interpretation der Haydn-Komposition.

Schwelgerisch und tänzerisch hinreißend beschwingt beschloss das Strohgäu-Sinfonieorchester das Programm zunächst mit dem "Blumenwalzer" sowie dem "Tanz der Rohrflöten" aus dem Ballett "Der Nussknacker" von Peter IIjitsch Tschaikowsky. Ihre wunderbare Gelöstheit des Musizierens steigerten die Orchestermitglieder noch erheblich, als sie den melodiösen Walzer aus dem Ballett "Dornröschen", gleichfalls von Tschaikowsky, zu Gehör brachten. Danach brach lauter, von Bravo-Rufen durchzogener Schlussapplaus aus, für den sich Helmuth Reichel Silva und das Strohgäu-Sinfonieorchester noch mit zwei Zugaben bedankten.

Rudolf Wesner, Quelle: Artikel Hemmingen Aktuell vom 29. November 2013