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Konzertkritik Herbstkonzerte 2014

news aufmacher lkz 261114Geigenvirtuose entfacht Vulkanausbruch

Das Strohgäu-Sinfonieorchester besticht in seinen drei Herbstkonzerten mit populären Werken in rundum gelungenen Aufführungen

Mit jedem Konzert beweist das Strohgäu-Sinfonieorchester, dass es seinen prachtvollen sinfonischen Glanz unter der Leitung von Helmuth Reichel Silva stetig weiterentwickelt. Bei der Reihe der Herbstkonzerte in Hemmingen, Möglingen und Schwieberdingen konnten sich die Zuhörer erneut davon überzeugen.

Zu schillerndem Glanz verhalf den drei Konzerten die Mitwirkung eines jungen Violinsolisten, der mit berstendem Temperament und hochkarätiger Virtuosität das Violinkonzert Opus 47 von Jean Sibelius interpretierte: Jonian Ilias Kadesha, 1992 in Athen als Sohn einer albanisch-griechischen Familie geboren und bereits mit zahlreichen Preisen bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet, riss mit seinem bravourösem Spiel die Besucher förmlich von den Sitzen.

Die drei Sätze des 1903 komponierten Werks verlangen solistische Meisterleistungen, von denen gesagt werden kann, sie setzten geradezu artistische Beherrschung der Violine voraus. Jonian Ilias Kadesha erwies sich als Teufelsgeiger. Gemeinsam mit dem voller Glut musizierenden Strohgäu-Sinfonieorchester entstand eine brillante Wiedergabe der drei Sätze. Insbesondere den dritten Satz gestaltete Kadesha unübertrefflich virtuos und mit feurigem Elan, führte mit dem Orchester in wuchtigen Klangexplosionen einen musikalischen Vulkanausbruch vor. Der Solist spielte noch eine längere, glanzvoll ausgeführte Zugabe.

Vor diesem den Pulsschlag erheblich beschleunigenden Musikerlebnis erklangen die vier Sätze der Peer-Gynt-Suite, Nummer eins, Opus 46, von Edvard Grieg. Bereits hier ließ das glitzernde, feinfühlige Spiel der Strohgäu-Sinfoniker aufhorchen. Zart und verträumt war die "Morgendämmerung" zu vernehmen, sanft schimmernder Streicherklang betörte in "Ases Tod" und im anmutig schwebenden Satz "Anitras Tanz". Mit dramatischem Ausdruck und expressiver Klangentfaltung spielte das Orchester den Satz "In der Halle des Bergkönigs".

Nach der Pause wagte sich das sehr ambitionierte Liebhaberorchester an eine ausgereifte Interpretation von Beethovens Zweiter Sinfonie in D-Dur, Opus 36, heran. Die schon im ersten Satz sich ausbreitende, strahlende Lebensfreude machte das Orchester eindrucksvoll hörbar. Unbeschwert und mit anmutiger Leichtigkeit wurde das Larghetto musiziert, ausgelassene Stimmung kam im Scherzo zum Ausdruck. Das abschließende Allegro molto beglückte in der beschwingt heiteren Wiedergabe des Rondos und gipfelte in einem nahezu hymnischen Klanggemälde, mit der das Orchester seine sinfonische Pracht zur Geltung brachte. Ohne Zugabe wurden die Musikerinnen und Musiker von den Konzertbesuchern nicht vom Podium entlassen.

Rudolf Wesner, Ludwigsburger Kreiszeitung, Konzertkritik vom 26. November 2014; Foto: B. Stollenberg