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Konzertkritik LKZ vom 20.11.12

Konzertkritik Artikel der LKZ vom 20. November 2012

Würdiger Abschied für Frédéric Tschumi

Die Strohgäu-Sinfoniker und ihr Dirigent brillierten mit populären Werken von Dvorak und Schostakowitsch - Junge Ungarin glänzt an der Flöte

Für seine drei Herbstkonzerte hat das Strohgäu-Sinfonieorchester ein anspruchsvolles Programm einstudiert, mit dem sich sein bisheriger Leiter Frédéric Tschumit verabschiedete. In den vier Jahren seines Dirigats steigerte der Schweizer das künstlerische Niveau dieses Liebhaberorchesters kontinuierlich und nachhaltig. Nach Aufführungen am Wochenende in Möglingen und Schwieberdingen wird es am Sonntag, 25. November, 17 Uhr, noch einmal in der Gemeinschaftshalle in Hemmingen gegeben.

Mitreißend schwungvoll und forsch im Tempo leitete Tschumi die Konzerte mit dem marsch Nummer eins aus der zweiten Suite für Jazz-Orchester von Dmitri Schostakowitsch ein. Mit Dora Varga trat eine junge, herausragende Solistin an der Querflöte vor die Konzertbesucher. Sie spielte, klangvoll und in flirrender Leichtigkeit vom Orchester begleitet, zunächst ein Concertino für Flöte und Orchester der französischen Komponistin Cécile Chaminade (1857 bsi 1944). Die mit heiter bewegtem Klanggirlanden reich ausgestattete Komposition gab der 24-jährigen, in Ungarn geborenen Flötistin Möglichkeit, ihre glänzende Virtuosität vorzuführen. Dazu hatte sie erst recht in der "Fantaisie brilliante" für Flöte und Orchester von François Borne (1840 bis 1929) Gelegenheit. In diesem Werk erklingen, variantenreich bearbeitet, beliebte Melodien aus Georges Bizets Oper "Carmen". Ein wahres Bravourstück, in welchem Dora Varga ihren komplizierten Solopart in kristallklarer Intonation und in atemberaubendem Tempo ausführte.

Es ist höchst erstaunlich, dass sich ein Liebhaberorchester an ein sehr oft gespieltes Werk heranwagt, wie es nun mal "Aus der Neuen Welt" von Antonín Dvorak ist. Doch kann das Resümee vorangestellt werden: Mit dieser Wiedergabe untermauerte der scheidende Orchesterleiter Tschumi eindrucksvoll seine Fähigkeit, einen Klangkörper, der zu überwiegend mit Laien besetzt ist, zu nahezu professioneller Gestaltung auch großer Kompositionen zu führen. Die Aufführung der 1893 in New York uraufgeführten Sinfonie zeichnete sich durch das vom Dirigenten gewählte, markante Klangvolumen aus. Die Themen im ersten Satz, die von Elementen der Indianer- wie der böhmischen Musik geprägt sind, ließ Tschumi transparent hervortreten. Elegisch erklang das Largo, dessen weittragende Melodie vom Englischhorn zauberisch verklärt ausgeführt wurde. In dynamisch sich steigernden Tempi ließ Tschumi das Scherzo tänzerisch bewegt ausführen. Erhaben und in kräftigem Fortissimo musizierte das Orchester das abschließende Allegro. Für den stürmischen Applaus bedankten sich die Musiker mit dem zum Ohrwurm avancierten Walzer aus der Jazz-Suite von Schostakowitsch.

Von Rudolf Wesner,
Ludwigsburger Kreiszeitung, Dienstag, 20. November 2012